Caravaggio, Grablegung Christi 1604

Vatikanische Museen

"Madonna e Maddalena" mit Pia Davila

  • Pia Davila // Sopran
  • Bernhard Reichel // Chitarrone
  • Julius Lorscheider // Cembalo

Die Passion Christi aus der Perspektive der Jungfrau Maria und Maria Magdalena

Werke von Claudio Monteverdi und Zeitgenossen


Dieses Programm zur Passionszeit zeigt, wie Monteverdi und seine Zeitgenossen den modernen „stile rappresentativo“ (darstellerischen Stil) von der weltlichen Oper in die geistliche Musik übertrugen.

Damit erzählten sie beispielsweise den Leidensweg Christi auf vollkommen neue Weise – nämlich aus der persönlichen Sicht der Jungfrau Maria und der Maria Maddalena. 


Ziel der Komponist*innen war es, die innersten menschlichen Seelenregungen der Heiligen so darzustellen, dass sie bei den Hörer*innen die gleichen Gefühle erweckten, die auch die handelnden Personen erfuhren.

So entstand Kunst, die das Publikum bewegte und anregte, Empathie und Mitleid zu empfinden, und der Intensität dieser Musik kann sich auch der heutige Hörer kaum entziehen.


Im Zentrum dieses Programms steht Monteverdis „Lamento della Maddalena“, eine Kontrafaktur (Umtextung) seines berühmten „Lamento d’Arianna“: Aus Arianna, die um ihren Geliebten Theseus klagt, wird nun die von Jesu verlassene Maddalena.


Sinnlichkeit und Spiritualität schließen sich in den Künsten um 1600 nun also nicht mehr aus; religiöse Verzückung ist von sexueller Erregung mitunter nur durch einen dezenten Verweis auf die „übernatürliche Reizquelle“ zu unterscheiden. 


„...aber den gemarterten Heiligen, die besiegte Jungfrau und den gekreuzigten Christus dort in lebendigen Farben vor Augen zu haben steigert den Glauben und bewegt das Innere noch weit mehr, und wer das nicht zugibt ist aus Holz und Marmor.“ – Paleotti, 1584 


Auch bei Caravaggio findet sich diese andere, emotionalere Erzählweise christlicher Motive wieder: Seine neuartige Bildgestaltung zeigt in ganz unbeschönigtem Realismus dramatische Augenblicke kurz vor oder nach dem jeweiligen erzählerischen Höhepunkt einer Szene, und lädt den Betrachter zur persönlichen Identifikation mit den auf diesen Bildern so sinnlichen und menschlich fühlenden Heiligen ein. 

Girolamo Frescobaldi (1583-1643)

Maddalena alla croce

aus: Arie musicali, Libro I, 1630


Pia Davila // Sopran

Bernhard Reichel // Chitarrone


Live in Hamburg, 16.7.2020